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Ehemalige Bibliotheksräume der Studentenbücherei in der Kölner Handelshochschule 1920-35, Foto: Historisches Archiv der Universität zu Köln, Dienstbibliothek

DIE ALTE KÖLNER STUDENTENBÜCHEREI

Unter der Schirmherrschaft des Kölner Oberbürgermeisters Dr. Konrad Adenauer wurde im Sommersemester des Jahres 1920 an der Universität zu Köln die sogenannte Studentenbücherei gegründet.  Als Vorbild diente eine bereits 1918 ins Leben gerufene Bücherei an der Universität Bonn. In den folgenden Jahren sollten zahlreiche ähnliche Einrichtungen an vielen weiteren deutschen Universitäten folgen.

Inspiriert von britischen College Libraries sollte es den Studierenden ermöglicht werden, in der intimen Atmosphäre privater Clubräume ihren geistigen Horizont über die eigenen Fachdisziplinen hinaus zu erweitern. Der Literaturbestand sollte daher nicht nur der Unterhaltung dienen, sondern es den Nutzerinnen und Nutzern der Studentenbüchereien ermöglichen, sich im gesamten geistigen Leben ihrer Zeit orientieren und gesellschaftliche Diskurse kritisch begleiten zu können. Daher war der Aufbau eines breiten und aktuellen Literaturangebots unabdingbar.

Damaliges Gebäude der Studentenbücherei im Haus II des Augusta-Hospitals in Köln bis 1940

Dieses Ansinnen fand auch außerhalb der Universität in der Kölner Bürgerschaft viele Fürsprecher die, oft motiviert durch Dr. Adenauer und andere prominente Unterstützer, mit großzügigen Sach- und Geldspenden den Aufbau eines eigenen Büchereibestands ermöglichten, etwa der Geograph Prof. Franz Thorbecke. Daneben traten auch die Universität, die Stadt und die Provinzialverwaltung immer wieder als Geldgeber auf.

Das besondere an der Studentenbücherei war zudem ihre Eigenständigkeit. Gleichwohl auf dem Campus angesiedelt und von der Öffentlichen Hand unterstützt, war die Bücherei keine Organisationseinheit der Universität, sondern viele Jahre ein Ort studentischer Selbstverwaltung unter der Schirmherrschaft des AStA und später des Studentenwerks bzw. seiner Vorläuferorganisationen.

Die Studentenbücherei im ehemaligen Gebäude der Universität zwischen Römerpark und Oberländer Ufer von 1920-35, Foto: Historisches Archiv der Universität zu Köln, Zugang 624-76

BÜCHER DER STUDENTENBÜCHEREI IN DER UNIVERSITÄTS- UND STADTBIBILIOTHEK

Die Kölner Studentenbücherei war zunächst in den ehemaligen Bibliotheksräumen der Kölner Handelshochschule in der Claudiusstraße untergebracht. 1935 wurde das gesamte Gebäude im Zuge des Umbaus zum neuen Gauhaus der Nationalsozialisten geräumt. Die Bücherei zog mit anderen Einrichtungen der Kölner Studentenschaft in das ehemalige Augusta-Krankenhaus in der Zülpicher Straße (heute Geographisches Institut). Doch schon 1940 musste die Bücherei erneut ausziehen, da das Krankenhaus kriegsbedingt reaktiviert wurde. In den Kriegsjahren verliert sich die Spur der Studentenbücherei. Als die Bibliothek nach dem Krieg wiedereröffnet wurde,  waren von den ursprünglich 8.000 Bänden im Bestand nur noch 2.000 vorhanden, das Mobiliar fehlte gänzlich.

Besitzstempel der Studentenbücherei

2021 wurden im Magazin der Universitäts- und Stadtbibliothek einzelne Bände mit Besitzstempeln des AStA und der Studentenbücherei gefunden. Diese tragen alle einen Eingangsvermerk des Jahres 1940. Nach systematischer Recherche konnten bisher über 250 Bücher aus dem Bestand der alten Studentenbücherei identifiziert werden, die alle 1940 aufgenommen worden sind. Damit ist belegt, dass ein Teil der ursprünglichen Bücherei im Zweiten Weltkrieg nicht verloren ging, sondern in den Besitz der USB übergegangen ist und bis zum heutigen Tag blieb.

Der gefundene Bestand bildet das ganze literarische Spektrum der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts ab. Bei der Auswahl der Werke wurde sich ganz überwiegend an den Wünschen der Nutzerinnen und Nutzer orientiert. Interessanterweise finden sich unter den gefundenen Bänden in großer Zahl Namen von Autorinnen und Autoren, deren Werk von den Nationalsozialisten verfemt wurde, wie Maxim Gorkij, Stefan Zweig, Ernst Toller oder Heinrich Mann.

Aber auch Schriftstellerinnen und Schriftsteller die dem Nationalsozialismus nahe standen, wie Hans Franck oder Johannes Schlaf sind zu finden.

Besitzstempel des ASTA

Die Sammlung Studentenbücherei im Bestand der USB bietet somit einen interessanten kleinen Einblick in das studentische Leben im Köln der Zwischenkriegszeit.

AUSGEWÄHLTE LITERATUR

  • Quarg, Gunter (2000): 80 Jahre Studentenbücherei der Universität zu Köln 1920-2000. In: ProLibris 5 (3) 2000, Ratingen ;  Bottrop S. 132-135, Signatur: XA1895