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Boccaccios Novellen - gedruckt 1509

Projektnummer: 2022/0013

Boccaccio, Giovanni: Decamerone <dt.> Cento novella, das Buch der hundert nüwen Historien, Straßburg: Grüninger 1509. Signatur: AD+S762

Bei dem vorliegenden Meisterwerk handelt es sich um eine Sammlung von 100 Novellen, verfasst von Giovanni Boccaccio (1313-1375) zwischen 1349 und 1353. Heute gilt das Dekameron unbestritten als Ursprung der italienischen Prosa und als ein Werk, das zum Vorbild fast aller weiteren abendländischen Novellensammlungen geworden ist. Die Rahmenhandlung spielt in einem Landhaus in den Hügeln von Florenz, in das sieben Frauen und drei junge Männer vor der Pest geflüchtet sind, die im Frühjahr und Sommer des Jahres 1348 Florenz heimsuchte. Im Landhaus versuchen sie sich gegenseitig zu unterhalten, daher wird jeden Tag eine Königin oder ein König bestimmt, welcher einen Themenkreis vorgibt. Zu diesem Themenkreis hat sich nun jeder der Anwesenden eine Geschichte auszudenken und zum Besten zu geben. Nach zehn Tagen und zehn mal zehn Novellen kehrt die Gruppe wieder nach Florenz zurück.

Hans Grüninger (um 1455-1532), eigentlich Johann Reinhard, stammte aus Schwaben und machte sich in Straßburg als Buchdrucker und Verleger selbstständig. Seine Lettern waren für ihre schöne Gestalt und Deutlichkeit bekannt. Die Holzschnitte erlangten eine hohe Qualität seit sein Bruder Markus Reinhard und andere Künstler diese fertigten. Er druckte gut 300 größere Werke und zahlreiche Flugschriften, die er in der Regel auch selbst verlegte. Außer der Offizin hatte er auch einen Verkaufsstand direkt am Straßburger Münster.

Der Schweinsledereinband entstand in Augsburg in der Werkstatt Hirsch-Rolle IV, deren Wirkungszeit von 1482-1532 angegeben wird. Ilse Schunke (Schwenke-Schunke II S. 13) nennt die Gestaltung dieser Einbände „spätgotischer Barock“ und „Ausklang Augsburger Spätgotik“. Auf dem vorliegenden Einband befindet sich eine Jagdrolle und eine Rolle mit üppigem Flechtwerk mit kleinen Vierblüten. Oben befinden sich der nachträglich aufgebrachte Schriftzug des Titels „Cento novella“ und die Initialen E S.

Was muss gemacht werden?

Einband:
reinigen, Deckel ergänzen, Fehlstellen ergänzen, Risse schließen

Buchblock:

reinigen, Partiell glätten, Fehlstellen ergänzen, Risse schließen, Lederbünde ersetzen, Neue Rückenhinterklebung anbringen und Hülse fertigen, fliegendes Blatt ergänzen, neuheften, Pergamentmakulatur von den Hinterklebungen abnehmen

Restaurierungskosten:  2.274,09 Euro inkl. MwSt.
Projektnummer: 2022/0013

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Königreich Navarra - gedruckt 1597

Projektnummer: 2022/0014

Löw, Conrad: Historie von Nauarra [Navarra]. Cölln: Lambrecht Andree 1597. Signatur: G10/8930

Conrad Löw (Wirkungsdaten: 1596-1610) war Historiograph in Köln, der in diesem Werk die Geschichte und die Könige von Navarra verzeichnet. Zudem geht er noch in verschiedenen Aspekten auf Heinrich IV. (1553-1601), von 1589 bis zu seiner Ermordung 1610 König von Frankreich und ab 1572 König von Navarra, ein.

Das Königreich von Navarra entstand um 824, es zerfiel 1512 unter Johann III. (Jean D´Albret, 1469-1516) in Obernavarra (einen spanisch orientierten Teil)

und Niedernavarra (einen französisch orientierten Teil), die später in den spanischen bzw. französischen Staat aufgehen. Nach dem Namen ihrer Residenzstadt führten die ersten Könige Navarras zunächst den Titel „König von Pamplona“. Erster König war Íñigo Arista (781-842). Das Königreich von Navarra entwickelte sich auf Grundlage eines festen Bündnisses zwischen Christen und Mauren.

Lambert Andreae, aus der Provinz Limburg stammend, war von 1589-1597 als Drucker in Köln tätig. 35 Drucke sind von ihm bekannt. Er druckte auch für Quentel, Falckenburg und Johann Bussemacher. Nach seinem Tod übernahm der Druckerverleger Bernhard Walter [Wolter] seine Offizin in der Römergasse.

Der Vorbesitzer Petrus von Gangelt war Prokurator im Kölner Dominikanerkloster Heilig Kreuz.

Was muss gemacht werden?

Einband:
reinigen, Fehlstellen ergänzen, fehlende obere Ecke ergänzen, Pappen festigen und wieder verkleben

Buchblock:
reinigen, partiell glätten, Knicke rückformen und stabilisieren, lösen des zusammengeklebten vorderen Vorsatzes, gelockerte Lagen festigen

Restaurierungskosten:  2.618 Euro inkl. MwSt.
Projektnummer: 2022/0014

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Reisebeschreibung von Surinam - gedruckt 1821

Projektnummer: 2022/0021

Sack, Albert von: Beschreibung einer Reise nach Surinam … Abth.1 und 2. Berlin: Haude und Spener 182. Signatur: GG15/5325-1/2

Surinam liegt ganz im Norden von Südamerika, zwischen Guyana, Brasilien und Französisch-Guyana. Zur Zeit des Erscheinens dieses Buches stand es unter niederländischer Herrschaft, erst 1975 erlangte Surinam die Unabhängigkeit.

Der Verfasser Baron Albert von Sack (1757-1829) war ein schlesischer Forschungsreisender, Vizeoberjägermeister, königlich-preußischer Kammerherr und Ritter des Johanniter-Ordens. 1805-1807 reiste er erstmals in das südamerikanische Surinam, von dort aus weiter nach Nordamerika. Seine zweite Reise nach Surinam unternahm er von 1810-12. Der Band enthält Abbildungen von Einheimischen und der reichen Pflanzen- und Tierwelt.

Die Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung ist der älteste Berliner Verlag, der 1614 von den beiden Berliner Buchbindern Hans und Samuel Kalle gegründet wurde und 1615 sein erstes Werk verlegte. 1723 wurde das Geschäft an Ambrosius Haude abgegeben, nach dessen Tod übernahm seine Witwe, die ihren Bruder Johann Karl Spener als Teilhaber aufnahm. Johann Carl Spener der Jüngere (1749–1826) übernahm 1772 die Verlagsgeschäfte, der auch eigene Übersetzungen aus dem Englischen, Französischen und Italienischen herausgab. In seiner Druckerei stellte er 1823 die erste Schnellpresse auf dem europäischen Festland auf. Nach einer wechselhaften Geschichte, existiert der Berliner Verlag auch heute noch.

Was muss gemacht werden?

Einband:
reinigen, neuen Rücken anfertigen, Lederecken ergänzen, Pappen festigen, Fehlstellen ergänzen

Buchblock:
reinigen, partiell glätten, Knicke rückformen und stabilisieren, letzte Lage nachheften, Fehlstellen ergänzen, Verbindung zum Einband wiederherstellen

Restaurierungskosten:  2.439,50 Euro inkl. MwSt.
Projektnummer: 2022/0021

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Flämische Cembalomusik - gedruckt 1745

Projektnummer: 2022/0024

Raick, Dieudonné: Six suites de Clavecin dediées de la Mademoissele La Comtesse Rose née Comtesse d´Harrach. Oeuvre premier. J. C. Rousselet, Graveur, Löwen; Bruxelles: L´auteur [1745?]. Signatur: K16+A+QU7290

Bei dem hier vorliegenden Werk von dem Priester, Theologen, Organist und Komponist Dieudonné de Raick (1703-1764), geboren in Liège, handelt es sich um ein Musikstück mit sechs Folgen für Cembalo. Dieudonné de Raick arbeitete in Antwerpen, Löwen und Gent.

Der Autor widmet diese Komposition in einem ausführlichen Widmungstext der Mademoisselle Comtesse La Rose, geborene Comtesse d´Harrach, die er dort als Beschützerin der schönen Künste ehrt.

Ob der Graveur J. C. Rousselet mit dem berühmten französischen Graveur Gilles Rousselet (1610-1686) oder dessen Sohn, dem bekannten Bildhauer Jean Rousselet (1656–1693) verwandt ist, lässt sich leider nicht ermitteln.

Zu der Zeit der Entstehung dieses Musikstückes war Flandern Teil der Österreichischen Niederlande, die nach dem Spanischen Erbfolgekrieg 1714 als Erbmasse an die österreichischen Habsburger gefallen waren. Das hochmusikalische Fürstengeschlecht hegte am Wiener Hof eindeutig Präferenzen für italienische Musik, konnte indes nach den Zeugnissen dieser Stücke seinen Kunstgeschmack in der fernen belgischen Provinz nicht durchsetzen. In Brüssel und Antwerpen stand man unter dem Einfluss der mächtigen Kultur des benachbarten Frankreichs – vollzog also auch die "réunion des goûts" François Couperins zwischen dem italienischen und französischen Stil nach.

Die als „stilsicher und musikalisch schön“ beschriebene Interpretation dieses Musikstückes auf einem Originalinstrument der Epoche des belgischen Cembalisten, Dirigenten und Musiktheoretikers Ewald Demeyre entstand 2011. In einem ausführlichen Text im Booklet zu dieser CD widmet er sich seinen Antwerpener Funden. So erwachte die flämische Musik des 18. Jahrhunderts im 21. Jahrhundert zu neuem Leben.

Was muss gemacht werden?

Einband:
reinigen, Deckel ergänzen und festigen

Buchblock:
Fehlstellen ergänzen, Risse schließen, neu heften

Restaurierungskosten: 2.046,80 Euro inkl. MwSt.
Projektnummer: 2022/0024

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Plädoyer für die Pergamenthandschrift - gedruckt 1494

Projektnummer: 2022/0009

Trithemius, Johannes: De laude scriptorum. - Mainz: Peter von Friedberg, 1494. Signatur: AD+BL58

Johannes Trithemius (1462-1516) war Abt der Benediktinerabtei Sponheim und ab 1506 des Schottenklosters in Würzburg. In seiner Amtszeit wurde die Klosterbibliothek von Sponheim von 48 auf 2000 Bücher erweitert.

Auf der Rückreise vom Generalkapitel der Bursfelder Kongegration im September 1492 bat Gerlach von Breitbach, Abt des Benediktinerklosters St. Heribert in Deutz, seinen Abtskollegen um eine Schrift, durch die er seine Mitbrüder für das Abschreiben geistlicher Texte begeistern könne. Dieser Bitte kam Trithemius umgehend nach. Schon einen Monat später lieferte er sein bereits 1492 verfasstes „Lob des Schreibers“ zusammen mit zwei Abschriften anderer Texte nach Deutz.

In seinem Werk verteidigt Trithemius die Tätigkeit des schönen Schreibens von Hand gegenüber dem Druck, obwohl er selbst den Text, wie sein gesamtes vielfältiges Werk, drucken ließ, damit er weite Verbreitung fand. Bevor die Inkunabel 1494 bei Peter von Friedberg in Mainz erschien, überarbeitete er den Text noch einmal stilistisch. Vermutet wird, dass er an der typographischen Gestaltung des Druckes mitwirkte, da das „Layout“ eher an eine Handschrift erinnert.

Trithemius nennt antike Schreiber als sein Vorbild und lobt den Schreiberfleiß der Benediktiner. Das Werk gliedert sich in 16 Kapitel, dem ein Einleitungs- und Widmungstext an den Abt Gerlach von Breitbach vorangestellt ist. Bereits dort findet sich eine Passage, die sich gegen den Buchdruck richtet: „Der Buchdruck nämlich hängt vom Papier ab und dieses wird in kurzer Zeit völlig zerstört. Der Schreiber jedoch, der seine Buchstaben dem Pergament anvertraut, sichert sich und dem, was er schreibt, langdauerndes Gedächtnis.“

Das muss gemacht werden:

Einband:
reinigen, Fehlstellen im Leder ergänzen

Buchblock:
reinigen, Papierrestaurierungen vornehmen, Bünde ergänzen

Restaurierungskosten: 1.100,75 Euro
Projektnummer: 2022/0009

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Fotos: Catrin Blachani und Simon Epp, USB Köln
Text: Caroline Dohmen-Richter, Christiane Hoffrath, USB Köln

Diese Buchpatenschaften sind bereits vergeben oder zum Teil:

TEILWEISE VERGEBEN: Historische Kalender – Informationsquelle im Taschenformat

Projektnummer: 2022/0007

Konvolut unterschiedlicher Kalender, Signatur: KALE10-1791, KALE94-1795, KALE96-1817, KALE96-1854, KALE96-1856, KALE125-1733, KALE125-1801, KALE128-1677

Die USB verfügt über eine Reihe historischer Kalender unterschiedlichster Herkunft, die in der Stadtbibliothek unter der Signatur KALE zusammengestellt worden waren. Die ältesten Exemplare stammen wahrscheinlich von Ferdinand Franz Wallraf. Der „Almanach Royal“ von 1773 und der alte Kölner Kalender von 1801 stammen aus der Bibliothek von Gustav von Mevissen, auf den wir noch zurückkommen werden.

Bei den hier gezeigten Exemplaren handelt es sich um offizielle Kalender. Sie sind viel mehr als reine Datumslieferanten und Feiertagsanzeiger, denn als eine Art Handbücher enthalten sie überdies wichtige Informationen, z.B. über Personen und Einrichtungen. Der zweisprachige „Calender für das dritte Jahr der französischen (sic!) Republik“, gedruckt 1794 in Köln, führt u.a. den Vergleich mit dem deutschen Reichskalender auf. Aus der Zeit davor stammt „des Hl. Römischen Reichs Freyer Statt Cöllen Sack-Calender“ von 1773; 1801 gibt die Freie [!] Stadt Köln einen bescheidenen schmalen Kalender heraus, ab 1817 wird es dann der „Kalender des Regierungs-Bezirks und der Stadt Köln“, zu denen auch die Exemplare der Ausgaben von 1854 und 1856 gehören.

Die hier gezeigten restaurierungsbedürftigen Exemplare sind, bis auf den o.g. königlichen Kalender im beschädigten Ganzledereinband, in zeitgenössische Halbleder- oder Papiereinbände eingebunden. Man sieht den Taschenkalendern („Sack-Calender“) den häufigen Zugriff im damaligen Jahresverlauf deutlich an, desgleichen die jahrelange Benutzung als wichtige Informationsquelle für die historische Forschung. Die Restaurierung schafft hier (auch) die Voraussetzung für die Digitalisierung der Bände.

Das muss gemacht werden:

Einband:
Reinigen, neuen Rücken aus Leder oder Papier fertigen, Leder bzw. Bezugspapiere festigen bzw. Fehlstellen ergänzen, Ecken und Kanten erneuern bzw. stabilisieren

Buchblock:
Reinigen, Nachheften, Glätten, Knicke rückformen, Risse schließen, Fehlstellen ergänzen

Restaurierungskosten: 13.953 Euro (Gesamtpreis für alle 8 Bände)
Projektnummer: 2022/0007

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BEREITS VERGEBEN: Berühmte Weissagungen eines rätselhaften Astrologen - gedruckt 1527

Lichtenberger, Johannes: Prognosticatio. - Lateinische Ausg. Mainz: Johannes Schoeffer 1526. -  Deutsche Ausg. Vorrede Martin Luther. Stephan Rodt [Übers.] Wittemberg: Hans Lufft 1527. Signatur: RHKG665 und RHKG666

1488 erschien das Hauptwerk Prognosticatio oder auch Practica des Astrologen Johannes Lichtenberger „Claromontanus“ (um 1426-1503) zunächst anonym. Es handelt sich dabei um astrologische Auslegungen und Weissagungen eines bis in die Reformationszeit wirkenden Propheten aus dem Elsass, der wohl auch Hofastrologe Kaiser Friedrich III. war. Sein Buch ist stark geprägt von der Erwartung eines Endkaisers und des Erscheinens falscher sowie eines wahren „kleinen“ Propheten.

Lichtenberger hielt Veränderungen in Kirche und Staat für unabwendbar und galt damit als Prophet der Reformation. Auch prangerte er die Lebenssituation der Bauern an, die zu den Bauernkriegen führen sollten. Die Prognosticatio war über lange Zeit sehr populär, wurde in viele Sprachen übersetzt und erlebte mehr als 50 Auflagen, die letzte 1923. Die meisten Ausgaben waren mit vielen Holzschnitten versehen. Die erste deutsche Ausgabe ließ Martin Luther drucken und verfasste selbst das Vorwort dazu. Damit nutzte er seinerseits die zwar bereits in Gegenschriften verspotteten Prophezeiungen Lichtenbergers, um auf das vorhergesagte Fortschreiten des klerikalen Niedergangs, ausgelöst durch den „kleinen Propheten“, hinzuweisen.

Die hier vorgestellten Exemplare der lateinischen und der deutschen Ausgabe entstammen berühmten Druckereien: Johannes Schoeffer aus Mainz, ist der Sohn von Peter Schoeffer, dem Drucker der Gutenberg-Bibel und des Mainzer Psalters. Der junge Schöffer übernahm die Offizin. Hans Lufft aus Wittenberg hat viele Texte von Martin Luther, darunter als Hauptwerk die „Biblia deutsch“ von 1534, gedruckt.

Das wurde gemacht werden:

Einband:
Reinigen, altes sprödes Schafsleder am Rücken ablösen, neuen Rücken fertigen, gespaltene Pappen festigen und neu verkleben, Fehlstellen ergänzen

Buchblock:
Reinigen, Knicke partiell glätten, rückformen und stabilisieren, Risse schließen, Kanten stabilisieren, Fehlstellen ergänzen

Restaurierungskosten: 4.760 Euro (Buchpatenschaft ist bereits vergeben)

BEREITS VERGEBEN: „(...) hat er sich einen Eindruck verschafft von der ganzen Erde ...“ (Maximos Planudes) – gedruckt 1482

Ptolemaeus, Claudius: Cosmographia. Jacobus Angelus [Übers.]. Nicolaus Germanus [Hrsg.]. - Ulm: Lienhart Holle, 16. Juli 1482. Signatur: AD+BL521

Um 1400 tauchten die ersten Handschriften der rund tausend Jahre zuvor erstmals abgefassten Geographie des griechischen Gelehrten Ptolemäus aus Alexandria (ca. 100 – 160) in Italien auf, wurden dort mehrfach kopiert und erfuhren mit Aufkommen des Buchdrucks weitere Verbreitung.

Zehn Jahre zuvor wurde der Weltatlas erstmals außerhalb Italiens gedruckt. Diese Inkunabel ist das wichtigste Werk des Ulmer Druckers Lienhard Holl. Das großformatige Buch erschien am 16. Juli 1482. Der lateinische Text (69 Bl. von 133 Bl.) basiert auf der Übersetzung von Jacobus Angelus de Scarperia. Bedeutend sind die Karten, die der in Florenz wirkende Nicolaus Germanus, Humanist und Kartograph einbrachte. Ingesamt 27 sowie fünf neue „moderne“ Karten schuf er für den Codex Wolfeggianus Latinus 9818, die Vorlage für den berühmten Ulmer Druck waren. Erstmals wurden dafür die Karten in Holz geschnitten und anschließend koloriert.

Nahezu unglaublich ist, dass dieses Exemplar im Rheinland verblieb. Es weist neben zwei Urkundenfragmenten in den Einbanddeckeln den Besitzeintrag des Mönchs Basilius Keuter auf und stammt ursprünglich aus dem Kloster St. Vitus in Mönchengladbach. Im Zuge der Besetzung hatten die französischen Kommissare den Ptolemäus längst ins Auge gefasst. Der Foliant war die Nr. 6 auf der Liste „Catalogue des livres trouvés à l´abbaye de Gladbach“ vom 4. Januar 1795, die 25 zu beschlagnahmende Bücher auflistete. Auf welchem Weg der Band dann anstatt nach Paris nach Köln kam bzw. dort verblieb, ist unklar.

Das wurde gemacht:

Einband:
Reinigen, Deckel ergänzen, Altreparatur mit ungeeignetem Leder abnehmen und ersetzen, Altes Titelschild wieder aufbringen, Schließen wieder anbringen

Buchblock:
Reinigen, Partiell glätten, Fehlstellen ergänzen, Risse schließen, Nachheften loser Seiten, Bünde verlängern, Altrestaurierungen abnehmen

Restaurierungskosten: 2.629,90 Euro (Buchpatenschaft ist bereits vergeben)

BEREITS VERGEBEN: Ein Blick in die biblische Schatzkammer - gedruckt 1612

Vogel, Matthäus: Thesaurus theologicus es sola sacra scriptura depromptus. - Francofurti: Johann Berner, Matthäus Becker, 1612. Signatur: T2/1470

Der Verfasser Matthäus Vogel (1519- 1591) war evangelischer Theologe. Er studierte ab 1534 an der Universität Tübingen und wechselte 1536 an die Universität Wittenberg. Ab 1548 wirkte er als Diakon in Nürnberg, verlor seine Stellung dort aber, da er sich dem Augsburger Interim, einer Verordnung des Kaisers Karl V., widersetzte. Nach verschiedenen Anstellungen als Pastor übernahm er 1557 die Professur für Theologie an der erst 1544 gegründeten Albertus-Universität Königsberg, der dritten protestantische Universität im Reich.1563/64 wurde er zum Rektor gewählt. Sein Dienstherr Albrecht von Preußen beauftragte ihn mit der Neufassung der Kirchenordnung, die als Nachhall des Osiandrischen Streits bezüglich der preußischen Kirchenpolitik viel Kritik erlebt. Vogel verließ Preußen und ging nach Württemberg und wurde Abt des nunmehr evangelischen Klosters Alpirsbach.

Der „Thesaurus theologicus“ ist ein Auszug aus Teilen von Matthäus Vogels „Schatzkammer heiliger Göttlicher Schrift“, den einer seiner Söhne 1592 in Tübingen veröffentlichte. Eine weitere Ausgabe erschien 1612 in Frankfurt, zu der auch das hier gezeigte Exemplar zählt.

Das Buch stammt aus dem 1544 gegründeten Kölner Jesuitenkolleg. Der Orden erhielt das Buch 1645 aus einem Vermächtnis. Dass sich jesuitischer Buchbestand auch in der alten Kölner Stadtbibliothek befindet, spricht für die Zerstreuung von Sammlungen.
Zurzeit wird an der USB Köln die Kölner Jesuitenbibliothek rekonstruiert und virtuell zusammengeführt unter jesuitensammlung.ub.uni-koeln.de .
Der Einband besteht aus einem Pergamentblatt einer Liturgiehandschrift aus dem 14. Jahrhundert.

Das wurde gemacht:

Einband:
Reinigen,ƒ altes sprödes Schafsleder am Rücken ablösen,ƒ neuen Rücken fertigen,ƒ Gespaltene Pappen festigen und neu verkleben,ƒ Fehlstellen ergänzen

Buchblock:
Reinigen, Knicke partiell glätten, rückformen und stabilisieren, Risse schließen, Kanten stabilisieren, Fehlstellen ergänzen

Restaurierungskosten: 2.261 Euro (Buchpatenschaft ist bereits vergeben)

BEREITS VERGEBEN: Dr Zoch kütt - Historischer Festzug zur Domvollendung - gedruckt 1880

Avenarius, Tony: Historischer Festzug, veranstaltet bei der Feier der Vollendung des Kölner Domes am 16.10.1880. - Hamburg: Mühlmeister & Johler 1880. Signatur: RHFOL648#2

Anlässlich der Vollendung des Kölner Doms fand am 16. Oktober 1880 ein historischer Festzu zu Ehren von Kaiser Wilhelm I. (1797-1888) statt. Die Abfolge der Gruppen, jeweils dargestellt von Kölnern und Kölnerinnen in farbenfrohen historischen Kostümen, führte in drei Abteilungen von der Grundsteinlegung im Jahr 1248 bis zur Domvollendung.

Der Kölner Grafiker Tony Avenarius gestaltete eine Mappe mit 29 großformatigen Farblithografien mit Darstellungen des Festzugs, die noch im gleichen Jahr erschien. Vorbild war eine Mappe mit 46 Chromolithografien von Eduard Stadlin, die 1879 zur Dokumentation des Wiener Festzugs erschienen war. Für seine Arbeit standen Avenarius Erinnerungsfotos zahlreicher Zugteilnehmer zur Verfügung, die er als Vorlage für seine detailreichen und zunächst als Aquarelle angefertigten Darstellungen nutzte, die als Lithografien gedruckt und auf Papp-Passepartouts aufgezogen wurden.

Das gewichtige Werk erfreute sich allein wegen des hohen Wiedererkennungswertes bei den Zugteilnehmern großer Beliebtheit. Einige Teilnehmer werden in den Erklärungen zu den Tafeln sogar namentlich genannt. Für die Art der Darstellungen erhielt Avenarius aber auch Kritik. Man bemängelte zu Recht zahlreiche Fehler, z.B. falsche heraldische Wappen, Farben und Figuren, die jedoch, gemessen an der offensichtlichen Freude der Beteiligten am prächtigen Festzug sowie des daraus entstandenen Erinnerungsbuches, in den Hintergrund treten.

Die alte Kölner Stadtbibliothek erwarb zwei Exemplare dieses außergewöhnlichen Werkes, in dem sich die Fotografierten wiederfanden.

Das wurde gemacht:

Einband:
Reinigen, Buchdecke abnehmen, Fehlstellen im Gewebe ergänzen, neuen Rücken anfertigen

Buchblock:
Reinigen, Risse schließen, Ecken und Kanten ergänzen, neue Seidenpapiere einfügen, Bundenden wieder ankleben, Hülse fertigen, Innenspiegel wieder einkleben

Restaurierungskosten: 4.492,25 Euro (Buchpatenschaft ist bereits vergeben)

BEREITS VERGEBEN: Neulateinische Gedichte - gedruckt 1503-1518

Projektnummer: 2022/0012

8 Drucke von Baptista <Mantuanus>, 1503-1518. Signatur: AD+S634

Der Verfasser aller acht hier zusammengebundenen Drucke, der Dichter und Humanist Battista Mantovano (1477-1516), entstammte einer spanischen Familie. Er studiert in Padua und Bologna Theologie. 1463 tritt er in den Karmeliterorden ein. 1493 wird er Studiendirektor am Karmeliterkloster in Mantua, später dann Prior des Klosters. Er zählt zu den berühmtesten lateinischen Dichtern seiner Zeit, seine Werke waren weit verbreitet und wurden in den Schulen gelesen. 1885 wird er von Papst Leo XIII. seliggesprochen.

Auf dem Einband befindet sich eine schön geschnittene Rolle (Wappen, Vase, Quasten) des Kölner Buchbinders R.V., dessen Initialen sich auf der Rolle befinden.

Zu den fünf Buchbindern, die für den erzbischöflichen Hof des Hermann von Wied arbeiteten, gehörte der Kölner Buchführer R. V., der nicht nur unter den Studierenden einen bedeutenden Absatz gehabt haben muss, sondern außer der erzbischöflichen gleichzeitig noch die Bibliothek des Herzogs Wilhelm von Jülich Kleve belieferte. Vermutlich arbeitete der Meister mit vielen Gesellen und übernahm selbst wohl mehr die Rolle des Buchführers als die des Buchbinders. Einer der Gesellen erhielt wahrscheinlich später eine schmale Ornamentleiste und brachte sie in die Bremer Werkstatt des Meisters mit der Totenuhr-Rolle ein. Sie erscheint dort in den 1550er Jahren, daher wird die Wirkungszeit der Werkstatt für die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts angesetzt.

Was muss gemacht werden?

Einband:
reinigen, Bruch im vorderen Holzdeckel kitten und stabilisieren, altes Reparaturleder farblich dem Originalleder angleichen

Buchblock:
reinigen, deformierte Blattpartien rückformen und glätten, Risse schließen, geschwächte Blattbereiche stabilisieren, gelockerte Heftung stabilisieren

Restaurierungskosten:  1.273,30 Euro inkl. MwSt.

Projektnummer: 2022/0012

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