Unsere Neuerscheinung in 2018: "Color into life" von Prof. Michael Kiene

Der 18-jährige Jakob Ignaz Hittorff geht von Köln nach Paris und startet dort eine einzigartige Architektenkarriere. COLOR INTO LIFE beleuchtet sein Wirken als Designer und Unternehmer im Paris der 1830er Jahre.

Hittorff entwarf bis 1830 die Festdekorationen bei Hofe für die zuständige Behörde der “Menus-Plaisirs”. Mit dem Sturz der Bourbonen kam Hittorff auf die “liste civile” und bezog bis zu seinem Lebensende eine Rente von 850 Francs pro Jahr. Als er verrentet wurde, war er gerade einmal 38 Jahre alt!

Er betätigte sich zunächst (weiter) als Designer und wurde freier Unternehmer. Sein Betrieb forderte Hittorff als Künstler und als Direktor einer Firma für Innendesign. Gleichzeitig entwickelte Hittorff die neue “mehr bürgerliche” Urbanistik von Paris, einschließlich der Champs-Élysées (1834-43), der Place de la Concorde (1833-53) und der Place de l’Étoile (1853-67). Bislang wurden die Quellen für diese einzigartige Entwicklung für die Ausgestaltung von Paris nicht wirklich berücksichtigt, weder in der Kunst-, noch der Architekturgeschichte und auch nicht für das Design. Hittorffs “Journal” für die auf Lava (bzw., genauer, auf Bims) gemalten Dekorationen werden hier für dieses Thema herangezogen, sie sind seit dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs schwer zugänglich. Nur ein Sicherheitsmikrofilm gestattet gegenwärtig, sie zu konsultieren. Die Geschäftsnotizen bezeugen, dass Hittorff auf allen Ebenen intervenierte, vom höchsten  Entscheidungsträger im Staat, dem König, bis zu den Monteuren seiner Kreationen, die er bei Bedarf vor Ort durchaus auch selbst fertig stellte. Das Geschäftsjournal enthüllt, wie sich Paris rasch zur “Hauptstadt der modernen Kultur” wandelte.

Insgesamt gibt es 45 Zeichnungen von laves émaillés in der  Universitäts- und Stadtbibliothek, welche als “chefsmodèles” (Werkzeichnungen) für seine Firma “Hachette & Ko.” dienten. Sie firmierte unter seiner Privatadresse Rue Coquenard 40. In einem auf der Ausstellung für Industrieprodukte 1834 verteilten Flugblatt erklärte Hittorff die Vorzüge von emaillierten Lavaplatten, speziell ihre Haltbarkeit in Innenräumen und sogar außen an Gebäuden. Hachette & Ko. bot für jeden Geschmack eine dekorative Lösung. So gesehen, sollte das Inventar der Universitätsbibliothek Köln nicht als Traktat zur Frage “In welchem Stile sollen wir malen?” gesehen werden. Im Gegenteil, es bietet  Antworten zu allen kursierenden Kundenwünschen.

Leseprobe:


Außerdem gibt es eine Monografie des Künstlers unter besonderer Berücksichtigung der USB-Bestände:

M. Kiene, Jakob Ignaz Hittorff, précurseur du Paris d’Haussmann, Paris 2011 (Éditions du Patrimoine, Monographies d’architectes; ISBN 978-2-7577-0153-9)